Aufbahrungshalle, Friedhof Bad Ischl
Links neben dem Haupteingang befindet sich die Aufbarungshalle (nicht immer frei zugänglich) in derem Gang sich einige besonder alte Grabsteine und Gruftdeckel befinden. Leider sind diese alten Tafeln nur mehr schwer lesbar.
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Hier liegen Mitglieder der Salzfertigerfamilie Reicher begraben, der Erhaltungszustand läßt eine genaue Identifizierung nicht mehr zu.
Genannt ist im oberen Teil Wolf Reicher der Alte († 1546 im Alter von 80 ? Jahren), Ratsbürger und Marktrichter zu Ischl, seine Frau Margareta sowie zwei seiner Kinder mit Namen Margareta und Helena. Dargestellt ist die ganze Familie mit 2 Ehefrauen und insgesamt 9 säuberlich nach Geschlecht getrennten Kindern, von denen die mit einem Kreuz bezeichneten Personen (also eine Ehefrau und 7 Kinder) schon vor dem hier Verewigten verstorben waren.
Weiters ist hier sein Sohn Wolf Reicher der Junge begraben († 15 . . ), Bürger Salzfertiger, Marktschreiber, Marktrichter zu Ischl, der dises Epithaphe anfertigen ließ. Verzeichnet ist auch seine erste Ehefrau Helena († nach 1563), von den Kindern sind die Namen Gregor, Ursula und Catharina noch lesbar, weiters tauchen die Namen Juliana und Margareta auf. Wieder ist die Familie abgebildet, diesmal mit 4 Kindern von drei Ehefrauen, die jedoch alle (wie auch zwei der Ehefrauen) schon verstorben waren. Wolf Reicher d. J. erneuerte 1590 das heutige „Auböckhaus“ (auch: „Lenauhaus“) am Auböckplatz (sein Name am Deckentram im Obergeschoß).
Am Grabstein ist der nur mehr schwer kenntliche Auferstandene Christus am offenen Grab (?) bemerkenswert, umgeben von zahlreichen Putti und einem Wolkenband, links der eben ein Skelett verschlingende Höllenrachen, rechts oben Pflanzenornamente, die ganz ähnlich auf Wandbrunnen in Ischler Bürgerhäusern auftreten (z.B. am Verwesamtsbrunnen von 1624 im Ischler Museum). Einen genaueren Blick wert ist auch die für die Zeit um 1600 typische „spanische“ Mode , die Herren mit Halskrause, Kurzmantel (Schaube) und Pluderhose (W. R. der Junge hat auch einen Degen umgeschnallt), die Damen bemerkenswerterweise mit eigentlich männlichen Kleidungsstücken, nämlich ebenfalls mit einer Schaube, hier aber länger und pelzbesetzt, und am Kopf mit einem Barett über einem Haarnetz oder einer Unterhaube .
Die Grabtafel ist wie die des Wolfgang Pernnebmer (Nr. 10) ein typisches Beispiel für einen dezidiert protestantischen Grabstein mit dem Auferstandenen Christus im Zentrum und Zitaten aus dem Alten Testament.
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Matthias Creutzberger (04.02.1663 Ischl – 16.[lt. Matriken gestorben am 17., begraben am 20.]02.1737 Ischl); Bürger, Gastgeb, Salzfertiger, mehrfach Marktrichter; aus der Wirtedynastie Kreuzberger am „Schwarzen Adler“ in der Grazerstraße.
Maria Ehrntraudt Creutzbergerin (ca. 1661 Mauterndorf – 02.[ lt. Matriken 04.]07.1739 Ischl), geborene Wahlner, ihr Vater Johannes W. (oo Erentrudis) war domkapitlischer Gerichtsschreiber, Maut- und Gegenschreiber zu Mauterndorf; seit 1686 2. Gattin des Matthias C.
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Paul Stainpöckh (ca. 1574 [unbekannter Ort] – 31.08.1669 Ischl), kaiserlicher Hofmaurer (95 Jahre alt).
Catharina Stainböckhin (ca. 1603 [unbekannter Ort] – 05.05.1678 Ischl), seine Gattin (75 Jahre alt).
Der schlichte Grabstein wurde vom Sohn der beiden, Wolf Stainpökh (stainprech[er]; ca. 1620 – 1706), 1682 angefertigt.
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Aus der 1855 erbauten und 1968 abgetragenen Gruftkapelle in der Mitte des Friedhofs (siehe dort). Planer war der Salinenarchitekt Tschann, der auch die „Villa Sickingen“ (später Starhemberg; Grazerstraße 27, demoliert 1974) entworfen hatte. Anlaß zur Erbauung war der Tod von Gf. Wilhelm Maria Sickingen-Hohenburg (01.12.1777 Konstanz – 07.03.1855 Ischl), der dann auch als erster in der Gruft begraben wurde. Er war k.k. Kämmerer (im Zeitalter Kaiser Franz Josephs war die Verleihung der Kämmererwürde an Aristokraten eine Ehrenverleihung, die jedoch eine „Hofdienstleistung“ beinhaltete: zum Beispiel zu den Hoffesten auch wirklich zu erscheinen und somit dem kaiserlichen Hof durch die eigene hohe Abstammung eine würdevolle Begleitung zu geben) und Ritter des Johanniter-Ordens.
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Johann Erasmus Sollinger ([unbekannt] – 17.02.1647 Ischl) war Salz[zahler] (= Fuderzahler) und [Pfieslamts- ?]gegenschreiber, also ein höherer Salinenbeamter, und damit ein Berufskollege von Pius Seiz (siehe seinen Grabstein); heiratete zwischen 1631 und 1635 die Witwe des Lauffner Salzfertigers und Marktrichters Hans Schaunperger (siehe deren beider Grabsteine in Lauffen), in 2. Ehe 1641 eine Elisabeth Seywalterin, die dann ihrerseits in 2. Ehe 1649 den Lauffner Salzfertiger Christoph Atzmannstorfer ehelichte.
Der ziemlich abgetretene Grabstein ist nur mehr zum kleineren Teil lesbar, von den Wappen ist das linke (mit der Sonne) als Sollinger-Wappen zu identifizieren (siehe den Lauffner Sollinger-Grabstein), beim rechten muß es sich wohl um das der Seywalder handeln.
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Der Grabstein ist so gut wie unleserlich geworden, wahrscheinlich handelt es sich um jenen, der 1889 als der des am . . .11.1619 verstorbenen kaiserlichen Büchsenmachers Hanns Heindtgrueber identifiziert wurde . Es dürfte sich aber um einen alten Lesefehler und um ein Mißverständnis handeln, in den Sterbematriken ist dieser nämlich nicht faßbar, dafür aber ein Wörmaister Hanns Santgrueber, der am 27.11.1619 begraben wurde. Ein Wehrmeister (wurde verschieden geschrieben, auch Wührmeister o.ä.) war für Bach- und Flußverbauungen zuständig, für ihn paßt auch das am Grabstein noch lesbare Attribut ‚kaiserlich‘ (... Röm. Kaÿ. Ma...) besser als für einen Büchsenmacher, da er im kaiserlichen Salzwesen tätig war. Als Bürger führte er auch ein Wappen, das zweite und der noch erahnbare Name Catharina deuten darauf hin, daß auch seine Ehefrau Catharina ([unbekannt] – 07.12.1634 Ischl) auf dem Stein verewigt war.
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Franz Adolph Streubl von Weidenau (ca. 1664 [unbekannter Ort] – 08.[lt. Matriken 11.]01.1718 Ischl) stand wie auch seine zwei Brüder in Salinendiensten, zuerst in Freistadt, dann Gegenschreiber in Ischl, in dieser Zeit machte er sich um die Einrichtung der Salinen in Soovar (damals Ungarn [Eperjes], heute Slowakei [Prešov]) verdient, schließlich Verweser in Ischl.
Auf dem Stein ist auch seine Ehefrau Maria Barbara, geborene Lürzerin von Zechenthal (ihr Vater war Pfleger im angrenzenden Pfleggericht Hüttenstein [heute Strobl / St. Gilgen]) als noch lebend angeführt, das Chronogramm in der lateinischen Zeile ergibt wieder die Jahreszahl 1718. Am Wappen im Mittelschild das Wappen von Ungarn (wegen seiner Tätigkeit in Ungarn).
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Wolfgang Pernnebmer (sofern der Name richtig ergänzt wurde; auch Pernember geschrieben) ([unbekannt] – 15 . . Ischl) Ratsbürger in Ischl, ebenfalls hier begraben seine Ehefrau Helena und möglicherweise auch Kinder. Zu sehen ist die ganze Familie, 2 Ehefrauen und 7 Kinder, möglicherweise sind die bereits verstorbenen (eine Frau, ein Kind) hier durch die Darstellung als „Schatten“ (also ganz flaches Relief) charakterisiert. Über den Kindern mittig im kleinen Wappenschild das Bürgerzeichen des Wolfgang P. Er war wohl verwandt mit dem Ischler Marktschreiber Hans Pernebmer, der als Protestant beim Aufstand 1600-02 eine führende Rolle spielte und nach der Niederwerfung abgesetzt wurde (noch 1621 als Bürger genannt). Ein Tobias P. war etwas später ebenfalls Marktschreiber (Notar), Salzfertiger und mehrfach Marktrichter.
Zum Typus der Grabtafel und zu den Trachten siehe den Grabstein Reicher 1546 / 15 . .
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