Schildermaler. Von den Austrofaschisten ermordet.
* 04.03.1877 in Znaim
† 22.02.1934 in Linz
Anton Bulgari war Schildermaler der Poschacher Brauerei in Linz. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.
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Der Malergehilfe Anton Bulgari befand sich als Arbeiter-Samariter während des sog. Februaraufstandes unter den 200 bis 300 Angehörigen des Republikanischen Schutzbundes, die am Vormittag des 12. Februar am Polygonplatz in Linz eine Barrikade errichtet hatten. Hier kam es zwar nicht zu militärischen Kämpfen, aber zu einer Gewalttat, wobei nicht ausgeschlossen wird, dass an die Brauereiarbeiter schon frühmorgens eine große Menge Bier ausgegeben worden sei. Um 15.45 Uhr näherte sich ein vom Bundesheer requiriertes Taxi mit vier Bundesheerangehörigen und einem zivilen Fahrer. Diese Welser Patrouille vom Alpenjägerregiment Nr. 8 geriet in einen Hinterhalt und auf das Taxi bzw. auf die daraus geflüchteten Männer wurden 50 bis 100 Schüsse aus Karabinern und einem Maschinengewehr abgefeuert. Drei Bundesheerangehörige, und zwar Oberleutnant Heinrich Nader, Korporal Karl Eiselsberg und Alpenjäger Josef Mangl, wurden getötet, der Wehrmann Josef Pötzlberger und der zivile Chauffeur Johann Mayr schwer verletzt. Der Kommandant Nader wies neben den Schusswunden tiefe Kopf- und Gesichtsverletzungen auf, die als Folge der Einwirkung enormer stumpfer Gewalt von den drei obduzierenden Ärzten identifiziert wurden. Von den Schutzbündlern und anderen Versammelten wurde niemand verletzt.
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In Linz war durch den Sicherheitsdirektor Hans von Hammerstein am 12. Februar 1934 das Standrecht verhängt worden. Als Hauptbeteiligte an der Gewalttat wurden in dem Standgerichtsprozess Bulgari, Gschwandtner und Schwinghammer identifiziert. Bei der Vernehmung gab Bulgari an, nicht er, sondern Gschwandtner habe mit einem Krampen (Pickel) auf Oberleutnant Nader eingeschlagen, er selber habe nur auf einen flüchtenden Soldaten geschossen beziehungsweise mit dem Gewehr auf ihn eingeschlagen. Den Angeklagten wurde neben dem Mordvorwurf auf noch Leichenfledderei angelastet, da sie die Repetierpistole des Offiziers sowie seine Uhr an sich genommen hätten.
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Die drei Angeklagten Anton Bulgari, Franz Gschwandtner und Ludwig Schwinghammer wurden von einem Standgericht aus Wien unter dem Vorsitzenden Adolf Bayer zum Tode durch den Strang verurteilt; Gschwandtner und Schwinghammer aber zu lebenslangem Kerker begnadigt. Das Todesurteil an Bulgari wurde noch am 22. Februar durch den Scharfrichter Johann Lang vollstreckt. Die anderen kamen 1938 im Zuge einer allgemeinen Amnestie durch die Nationalsozialisten frei. Die weiteren Angeklagten Ehn, Mißpichler und Fröller wurden vor ein normales Gericht gestellt.
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Das Grab Anton Bulgaris befindet sich auf dem St. Barbara-Friedhof in Linz; auch Nader ist auf diesem Friedhof begraben.
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Der Ort des Geschehens war der seit 1903 bestehende Polygonplatz. Dieser wurde 1934 zu Ehren des Landwehrregiments Nr. 2, das sich im Ersten Weltkrieg besonders ausgezeichnet hatte, in "Landwehrplatz" umbenannt. Im Volksmund hieß er aber „Mörderplatz“. Am 28. November 1934 wurde hier aufgrund einer Entschließung in Landtags von Oberösterreich eine Gedenksteinenthüllung für die Opfer der Exekutive (Nader, Eiselsberg, Mangl) am Polygonplatz vorgenommen. Dieses Denkmal wurde von den Nationalsozialisten entfernt und nicht mehr neu errichtet.
Der Platz wurde von der Stadt Linz 1946 in Bulgariplatz umbenannt. 1984 wurde hier eine Gedenktafel für Bulgari angebracht.
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