Mag.a
Politikerin, Präsidentin des Nationalrates
* 11.01.1954 in Ottnang am Hausruck
† 02.08.2014 in Wien
Barbara Prammer, geborene Thaller, wurde am 11. Jänner 1954 in Ottnang am Hausruck geboren. Sie besuchte die Volksschule in ihrer Heimatgemeinde, die Hauptschule in Attnang-Puchheim und die Handelsakademie in Vöcklabruck, wo sie 1973 maturierte. Hernach war sie am Gemeindeamt Ottnang beruflich tätig.
Im Jahre 1978 nahm sie das Studium der Soziologie an der Johannes-Kepler-Universität Linz auf. Ihren akademischen Grad erwarb sie 1986.
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Barbara Prammer war Mutter von zwei Kindern, einem Sohn und einer Tochter. Wenige Monate vor ihrem Tod wurde sie Großmutter einer Enkelin. Ihre Enkelin Sophie war ihr ein großer Trost und eine Ablenkung in den letzten Wochen ihres Lebens, wo sie im Krankenhaus lag.
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Neben oder vor ihren politischen Ämtern arbeitete sie von 1986 bis 1989 als Sozial- und Berufspädagogin am beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ) in Linz. Zudem agierte sie ab 1989 in verschiedenen Funktionen für das Arbeitsmarktservice Oberösterreich. Von dieser Tätigkeit wurde sie vom Jahre 2004 an karenziert.
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Ihre politischen Funktionen haben ihr Leben ausgefüllt und waren ihr nie eine Last. Sie war Abgeordnete und zweite Präsidentin des Oberösterreichischen Landtages von 1991 bis 1995. Von 1995 bis 2014 war sie stellvertretende Bundesparteivorsitzende der SPÖ. Fast 15 Jahre war sie Abgeordnete zum Nationalrat, beginnend mit Ende Oktober 1999.
Fast drei Jahre war sie von 1997 bis 2000 Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Verbraucherschutz. Hierbei gelang es ihr, eines der wichtigeren familienpolitischen Gleichstellungsanliegen erfolgreich umzusetzen, nämlich 1999 die Verankerung der „vollen Ausgewogenheit der Beiträge“ in der Ehe in das Familien- und Eherecht. Barbara Prammer konnte in dreijähriger Arbeit der Konsensfindung die einvernehmliche Gesetzesnovelle des ABGB erzielen, und damit insgesamt eine Weichenstellung in der Gleichstellungspolitik, und darüber hinaus auch der ganzen Sozialpolitik, was die Vorgänge „in den eigenen vier Wänden“ der Österreicher betrifft.
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Barbara Prammer hat sich einen hohen Rang als Sozialpolitikerin erworben.
Besonders hervorzuheben ist, dass sie die Theodor Kramer Gesellschaft insbesondere in Hinblick auf deren erinnerungspolitische Ziele unterstützt hat.
“Die Theodor Kramer Gesellschaft hat wichtige Fragen nach Verfolgung, Widerstand, nach dem Leben im Exil und den unzähligen Mühseligkeiten des Alltags gestellt. Und daraus zu Recht eine kollektive Verantwortung für das Geschehene abgeleitet, eine Verantwortung, die hier und jetzt konkret wahrgenommen werden muss.” Dies formulierte Barbara Prammer, als sie bereits Präsidentin des Nationalrates war.
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Karl Müller als Vorsitzender der Theodor Kramer Gesellschaft nannte sie eine Politikerin, die für eine österreichische Erinnerungs- und Gedächtnispolitik, die diesen Namen verdient, Wegweisendes leistete. Sie hat das Parlament für die Vertriebenen und Geflüchteten der Jahre seit 1938 geöffnet, indem sie die Überlebenden und ihre Nachkommen wiederholt in das Hohe Haus einlud, und indem sie sich für die wissenschaftliche Aufarbeitung der NS-Zeit und von deren Folgen einsetzte. Ihre Reden waren die einer authentischen Frau, die um die Abgründe, die unaufhebbare Schuld sowie Verantwortung, und zugleich um die Großartigkeit Österreichs wusste.
Die Theodor Kramer Gesellschaft wurde am 6. März 1984 gegründet, um Leben und Werk Theodor Kramers zu erforschen und zur Verbreitung der Literatur des Exils und des Widerstandes beizutragen. Dem Kuratorium der Gesellschaft gehörten u.a. Erich Fried, Bruno Kreisky und Hilde Spiel an.
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Ab dem 30. Oktober 2006 bis zu ihrem Tod war Barbara Prammer Präsidentin des Nationalrats. Erstmalig war eine Frau an die Spitze des österreichischen Parlaments gewählt worden. Schon in ihrer Antrittsrede sprach sie sich für die Stärkung der Minderheitenrechte im Nationalrat aus.
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Am 13. September 2013 wurde im Rahmen einer Pressekonferenz von ihrem Pressesprecher Gerhard Marschall bekannt gegeben, dass Barbara Prammer ernsthaft erkrankt sei. Nur wenige Tage später gab sie bekannt, dass es sich um eine Krebserkrankung handelt, sie aber ihre politische Funktionen weiter ausüben werde. Dies tat sie mit unglaublicher Energie.
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Ihr letztes Interview gab sie im Mai 2014 für die Zeitschrift “Woman”. Im gleichen Monat absolvierte sie ihren letzten großen politischen Auftritt beim Fest der Freude am Heldenplatz.
Barbara Prammer antwortete im Rahmen des Interviews auf die Frage, ob es seit der Krebsdiagnose auch Dinge gäbe, die sie nicht mehr machen könne, folgendermaßen:
“Das eine Ding gibt es nicht. Ich mache einfach weniger Termine, nehme mir mehr Freiraum. Das habe ich aber erst lernen müssen, und bin so draufgekommen, dass das gar nicht so schwierig ist und auch nicht krummgenommen wird. Also denke ich mir öfter: Schade, dass ich das nicht schon viel früher gewusst habe.”
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Barbara Prammer hatte, wie sie in Interviews sagte, keine Angst vor dem Sterben und dem Tod. Sie erlag ihrer Krebserkrankung am 2. August 2014. Am 9. August 2014 fand vor dem Parlament die Verabschiedung statt, die einem Staatsbegräbnis gleichkam, wobei Barbara Prammer mit einem Zapfenstreich verabschiedet wurde. Tausende Österreicherinnen und Österreicher konnten von ihr in der Säulenhalle des Parlamentsgebäudes Abschied nehmen. Im Rahmen der Trauerfeier sprachen u.a. Barbara Coudenhove-Kalergi und Bundespräsident Heinz Fischer berührende Worte.
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Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (2000)
Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik (2007)
Otto-Bauer-Plakette (2012)
Aufnahme in die französische Ehrenlegion als Commandeur de la Légion d’Honneur (C. LH) (2014)
Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich
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Zum Gedenken an Barbara Prammer und ihr Wirken veranstalten die SPÖ-Frauen, der Sozialdemokratische Parlamentsklub und das Karl-Renner-Institut jährlich – rund um den Geburtstag der ehemaligen Nationalratspräsidentin und Frauenvorsitzenden – ein Symposium im österreichischen Parlament.
Im Mittelpunkt dieser Veranstaltungen stehen gesellschafts- und frauenpolitisch wichtige Fragestellungen.
Barbara Prammer sagte am 4. Mai 2012, am Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus: "Demokratische Kultur, Menschenrechte und solidarisches Miteinander sind die Basis unseres Zusammenlebens"
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Das Ehrengrab befindet sich unmittelbar neben dem Ehrengrab für Johanna Dohnal, die als Ikone der österreichischen Frauenpolitik gilt.
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