Jazz-Musiker
* 07.07.1932 in Wien
† 11.09.2007 in Wien
Joe Zawinul wurde am 7. Juli 1932 in Wien geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater arbeitete als Schlosser im städtischen Gaswerk in Wien. Die Mutter Maria, geb. Hameder, war eine Amateursängerin, sie spielte etwas Klavier und verfügte über das absolute Gehör. Bereits im Kindesalter begann er Akkordeon zu spielen. Später entschloß er sich, am Wiener Konservatorium klassisches Klavier zu studieren. Er hatte drei Söhne: Erich, Ivan und Anthony.
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Schon im Alter von 17 Jahren wurde er zu einem Pianistenwettbewerb in Genf eingeladen. Er hatte aber bald kein Vergnügen mehr daran, “acht Stunden täglich Beethoven” zu üben. Es reizte ihn, zu improvisieren. Er war schon als Jugendlicher in der aufblühenden Wiener Jazz-Szene verankert. Seine rasante Entwicklung in ebendieser erklärte er mit den Worten: "Du trittst als Schwächster in eine Band ein und verlässt sie als Stärkster".
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Bereits im Jahre 1952 spielte er als Pianist mit eigenem Trio in Clubs der amerikanischen Besatzungstruppen.
1958 entdeckte Zawinul eine Ausschreibung für Stipendien an der Bostoner Berklee School of Music im Jazzmagazin “Downbeat”. Nachdem er einige Schallplatten aus seinem Repertoire hingeschickt hatte, erhielt er 1958 ein Stipendiat der weltweit wohl wichtigsten Jazzschmiede.
Doch aus dem Studienbesuch wurde ein fast lebenslanger US-Aufenthalt. Schon nach wenigen Wochen in Boston engagierte ihn der Star-Trompeter Maynard Ferguson. Joe Zawinul erhielt im Zuge dessen eine green card.
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Bald darauf engagierte ihn die Sängerin Dinah Washington als Teil eines Trios. Sie beschrieb ihn als Musiker "with the touch of George Shearing and the soul of Ray Charles".
Er heiratete eine Afroamerikanerin und reiste im "Cannonball Adderley Sextet"als einziger weißer Musiker durch die USA. Zawinul spielte im Adderley Sextet neben dem Piano auch Keyboard und landete mit seiner Komposition "Mercy, Mercy, Mercy" einen Welthit.
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Miles Davis wurde auf Joe Zawinul aufmerksam. Er verpflichtete ihn 1960 für die Produktion von sechs Alben, darunter "In A Silent Way" und der Meilenstein "Bitches Brew".
Miles Davis über "Mercy, Mercy, Mercy”
"Um solche Musik schreiben zu können, muss man innerlich frei sein, muss man Joe Zawinul sein mit zwei braunen Kindern, einer schwarzen Frau, zwei Klavieren; muss man aus Wien sein, ein Krebs und Klischee-frei".
Zawinul lehnte allerdings Angebote ab, in die Band von Miles Davis einzutreten. Er begründete dies mit den Worten: "Miles ist der Vater und wir sind seine Söhne. Aber selbst, wenn man klein ist und auf Vaters Schultern steht, kann man weiter blicken als er. So ist es auch mit uns.”
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1971 gründete er zusammen mit dem Saxofonisten Wayne Shorter die Jazzrockband Weather Report. Er wandte neue Möglichkeiten durch die Elektronik an. Seine Devise lautete "spiele elektrisch, klinge akustisch". Der Ruf der Band eilte über die Jazzgemeinde hinaus und faszinierte auch die Rockfans. Weather Report hatte weltweit Erfolg.
Als Keyboarder setzte er mit Alben wie "I Sing The Body Electric", "Heavy Weather" und "Black Market" neue Maßstäbe. Sein Welthit “Birdland” machte ihn besonders stolz. Dieser wurde in drei Dekaden in drei Versionen (von Weather Report, Manhattan Transfer und Quincy Jones) mit je einem Grammy ausgezeichnet.
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Die Band Weather Report löste sich 1985 auf. Zwei Jahre später gründete Joe Zawinul die Band The Zawinul Syndicate, mit der er - in unterschiedlichen Besetzungen - unermüdlich auf Tournee war und mit Stars wie Miles Davis und Friedrich Gulda zusammenarbeitete.
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2004 erfüllte sich Joe Zawinul mit seinem eigenen Jazzclub “Birdland” einen lang gehegten Traum. Der Club geriet bald in finanzielle Probleme, schwerwiegende Fehler seien laut Zawinul die Gründe hierfür gewesen. 2008 erfolgte der Konkurs.
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Über Jahrzehnte hinweg erhielt Zawinul unzählige Auszeichnungen für sein künstlerisches Werk, darunter mehrere Grammys und 16 Grammy-Nominierungen, insgesamt 28 Down-Beat-Readers-Poll-Gewinne als bester Electric Keyboard Player (davon 25 Mal in Folge)
Hans-Koller-Preis (2000)
Ehrenring der Stadt Wien (2002)
Miles Davis Award des Montreal Jazz Festivals (2003).
2001 und 2003 gewann er jeweils den Amadeus Austrian Music Award für das „Beste Jazz/Blues/Folk-Album des Jahres“.
Mehrere Musiker widmeten oder benannten Kompositionen nach Zawinul: Brian Eno mit Zawinul/Lava, John McLaughlin mit Jozy und Biréli Lagrène mit Josef.
Am 24. November 2003 wurde die Musikschule Gumpoldskirchen in Joe-Zawinul-Musikschule umbenannt.
Am 24. Mai 2004 ehrte ihn die Österreichische Post mit einer Sondermarke (0,55 Euro).
2006 wurde Zawinul mit der Ehrenurkunde des „Preises der deutschen Schallplattenkritik e. V.“ ausgezeichnet.
Am 11. Mai 2007 verlieh ihm Bundeskanzler Alfred Gusenbauer das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich anlässlich der Eröffnung der Wiener Festwochen.
2007 Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde St. Andrä Wördern (die Gemeinde, in der sich Oberkirchbach befindet, der Heimatort seiner Familie) zu seinem 75. Geburtstag
2009: Joe-Zawinul-Park in Wien
Am 2. November 2009: „Requiem for Joe Zawinul.“ UA von und mit Rudi Wilfer für Jazzband, Chor und Solisten im Rahmen des Jazzherbsts in der Christuskirche (Salzburg) am Allerseelentag.
2010: posthum für sein Album 75 den Grammy Award als Bestes Zeitgenössisches Jazz-Album
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Joe Zawinul and The Austrian All Stars 1954–57 (RST, 2004)
Ben Webster and Joe Zawinul: Soulmates (Riverside, 1963)
The Rise and Fall of the Third Stream (Vortex, 1965)
Money in the Pocket (Atco, 1966)
Zawinul (Warner, 1971)
Weather Report: Sweetnighter (1973)
Weather Report: Black Market (Columbia, 1976)
Weather Report: Heavy Weather (Columbia, 1977)
Weather Report: 8:30 (Columbia, 1979)
Weather Report: Night Passage (Columbia, 1980)
Di-a-lects (Columbia, 1986)
The Zawinul Syndicate: Black Water (Columbia, 1989)
The Zawinul Syndicate: Lost Tribes (Columbia, 1992)
My People (ESC, 1996)
Stories of the Danube (Polygram, 1996)
Mauthausen – Vom großen Sterben hören (ESC, 2000)
Faces and Places (ESC, 2002)
Brown Street (Intuition, 2006)
Joe Zawinul and The Zawinul Syndicate: 75th (BHM, 2007)
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Dinah Washington: What a Difference a Day Makes (Mercury, 1960)
Yusef Lateef: The Centaur and the Phoenix (Riverside, 1961)
Nancy Wilson and Cannonball Adderley (Capitol, 1961)
Cannonball Adderley: Nippon Soul (Riverside, 1963)
Cannonball Adderley: Mercy, Mercy, Mercy! Live at the Club (Capitol, 1966)
Cannonball Adderley Quintet: Country Preacher (Capitol, 1969)
Miles Davis: In a Silent Way (Columbia, 1969)
Miles Davis: Bitches Brew (Columbia, 1970)
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Eine Woche nach seiner sechswöchigen Europatournee wurde er am 7. August 2007 ins Wiener Wilhelminenspital eingeliefert. Er laborierte an einer seltenen Hautkrebserkrankung, dem Merkelzellkarzinom. Er starb in Folge der Erkrankung am 11. September 2007, nur wenige Wochen nach dem Tod seiner Frau Maxine.
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Der im 3. Bezirk am Klopsteinplatz gelegene Park wurde nach Joe Zawinul benannt.
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