Dr.
Außenminister, Generalsekretär der Vereinten Nationen, Bundespräsident
* 21.12.1918 in St. Andrä-Wördern, Niederösterreich
† 14.06.2007 in Wien
Kurt Waldheim wurde am 21. Dezember 1918 als Sohn eines Lehrers in St. Andrä-Wördern, Niederösterreich, geboren. Er besuchte das Stiftgymnasium Korneuburg und war während dieser Zeit an der Gründung der katholischen österreichischen Mittelschulverbindung Comagena Tulln im MKV als Gründungsfuchs beteiligt. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Korneuburg absolvierte Waldheim den einjährigen Militärdienst.
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Von 1937 bis 1938 war Waldheim externer Hörer an der Wiener Konsularakademie (Graduierung 1939) und begann im Anschluss daran das Studium der Rechtswissenschaft. Er meldete sich 1936 freiwillig zur österreichischen Armee und wurde bis zum 31. August 1937 zum Reserveoffizier der Kavallerie ausgebildet.
1945 konnte er sein Studium nach kriegsbedingter Unterbrechung fortsetzen und mit der Promotion abschließen. Er war in dieser Periode auch als Frontoffizier im zweiten Weltkrieg eingesetzt.
Im Jahre 1944 heiratete Kurt Waldheim Elisabeth Ritschel, mit der er drei Kinder hatte.
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1945 folgte Waldheims Eintritt in den diplomatischen Dienst. Er wurde 1947 Sekretär von Außenminister Karl Gruber. Anschließend war er als Diplomat in Paris, Toronto und New York tätig. 1956 bis 1960 war er Botschafter Österreichs in Kanada. Nachdem er schon von 1955 bis 1956 ständiger Beobachter bei der UNO gewesen war, vertrat er Österreich dort von 1964 bis 1968 und von 1970 bis 1971 als Botschafter.
1960 übernahm er die Leitung der Westabteilung in der Politischen Sektion des Außenministeriums, 1962 wurde er politischer Direktor des Außenressorts.
In den Jahren 1964 bis 1968 und 1970/71 war Kurt Waldheim Österreichs Vertreter bei den Vereinten Nationen.
Unter Josef Klaus wurde er 1968 als Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten in die Österreichische Bundesregierung berufen.
1971 trat er bei den Präsidentschaftswahlen gegen den amtierenden Bundespräsidenten Franz Jonas als Kandidat der ÖVP an. Waldheim unterlag Jonas und kehrte zur UNO zurück.
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Im Dezember 1971 wurde Kurt Waldheim zum Generalsekretär der Vereinten Nationen gewählt. Erst über 30 Jahre danach wurde bekannt, warum er dieses hohe Amt zugesprochen bekam. Lange unter Verschluss gehaltene Dokumente gaben darüber Aufschluss. Der finnische Kandidat Max Jakobson, so wurde einst vermutet, habe keine Chance auf den Posten des Generalsekretärs gehabt, weil die Sowjetunion auf Druck der arabischen Staaten gegen seine Wahl ein Veto einlegte. Jakobson, ehemaliger finnischer Spitzendiplomat, glaubte, seine jüdische Herkunft sei der Grund dafür gewesen, nicht gewählt worden zu sein. Diese beiden Theorien erwiesen sich jedoch als falsch.
Die finnische Wirtschaftszeitschrift "Kauppalehti Presso" veröffentlichte im Jahre 2005 jedoch einen Bericht, in dem es hieß, die USA hätten bei der Wahl mitgemischt. Der damalige amerikanische UNO-Botschafter und spätere US-Präsident, George Bush Senior, hielt Jakobsons Chancen, den UNO-Spitzenposten zu erlangen, für gering und empfahl, einen anderen Kandidaten zu finden, der die Wiederwahl des Burmesen U Thant verhindern würde. Gleichzeitig aber wurde Jakobson Glauben gemacht, dass die Vereinigten Staaten hinter ihm ständen.
Die USA hielten nichts von Thant, weil er mit der Sowjetunion sympathisierte. Sie zogen die Umgestaltung der UNO in eine schwache, machtlose Weltorganisation vor. Kurt Waldheim bekleidete das Amt des Generalsekretärs bis 1981, also zwei Amtsperioden lang.
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Nach seiner Tätigkeit an der Spitze der Vereinten Nationen nahm Waldheim eine Gastprofessur für Internationale Beziehungen an der Georgetown University in Washington, D.C. an, der „Aktionsrat ehemaliger Staats- und Regierungschefs für internationale Zusammenarbeit“ berief ihn 1983 zu seinem ersten Vorsitzenden.
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Nach Österreich zurückgekehrt wurde Waldheim 1985 als Kandidat der ÖVP zum Bundespräsidenten nominiert. Während des Wahlkampfes löste das zögernde Informieren über seine Rolle als Offizier der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg nationale und internationale Kritik aus. Einige Monate vor dem Wahltermin wurde bekannt, dass Waldheim als SA- und NSDStB-Mitglied geführt und zeitweise unter General Friedrich Stahl und dann im Generalstab Löhrs tätig gewesen war, deren Armeeeinheiten schwere Kriegsverbrechen verübt hatten. Waldheim wurde verdächtigt, ein Kriegsverbrecher zu sein. Seine Anhänger und die ÖVP sprachen von einer vom Jüdischen Weltkongress (WJC) geführten „Schmutzkübelkampagne“ und setzten auf einen Solidarisierungseffekt der Österreicher.
Kurt Waldheim gewann schließlich die Stichwahl am 8. Juni 1986 gegen den Kandidaten der SPÖ, Kurt Steyrer.
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Die im Vorfeld der Wahl aufgekommenen Erkenntnisse über Waldheims Mitwirkung am Kriegsgeschehen sollten weit über seine Wahl zum Bundespräsidenten hinaus für Schlagzeilen sorgen. Er galt als “einsamer Mann” in der Wiener Hofburg. Kaum ein Staatsoberhaupt oder Regierungschef wollte ihn besuchen, kaum eines oder einer wollte ihn empfangen. Als Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß anrief und Waldheim nach München einlud, sagte der schnell zu. Doch dann stellte sich heraus, dass der Mann am Telefon nicht Strauß sondern der Kabarettist Ottfried Fischer war. Eine Blamage für Waldheim.
Österreich war in der Ära Waldheim international isoliert. Er war froh, die Hofburg 1992 verlassen zu können. Bis zu seinem Tode stand er allerdings auf der "Watchlist" der Vereinigten Staaten, auf die ihn der US-Justizminister im April 1987 gesetzt hatte: Waldheim war damit die private Einreise in die USA versperrt.
Kurt Waldheim war, wie heute bekannt ist, kein Kriegsverbrecher - was ihm von manchen fälschlicherweise unterstellt wurde - , eine Historikerkommission stellte dies später klar. Kurt Waldheim war ein Mitläufer. Fehlverhalten wollte er nicht einsehen - und sprach von "Pflicht". Genau dies machte die "Affäre Waldheim" eben erst zur Affäre.
Seine im Fernsehen geäußerte Aussage brachte den Stein so richtig ins Rollen: "Ich habe meine Pflicht erfüllt, so wie hunderttausende Österreicher auch. Es handelt sich um eine groß angelegte Verleumdungskampagne. Sie werden nichts finden. Wir waren anständig.” Kurz vor seinem Tod hat Kurt Waldheim gestanden, Fehler im Umgang mit Vorwürfen während der Waldheim-Affäre begangen zu haben. Er bat seine Kritiker um Versöhnung.
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Kurt Waldheims zentraler historischer Verdienst war es, freilich ohne dies selbst zu wollen, jene Affäre ausgelöst zu haben, die seine Kandidatur und sein Amtsantritt als österreichischer Bundespräsident 1986 mit sich brachte. Österreich hatte sich davor mit Vorliebe als "erstes Opfer Hitlers" gesehen und dargestellt. Als Kurt Waldheims Vergangenheit in der deutschen Wehrmacht auf dem Balkan, seine Mitgliedschaften in NS-Studentenbund und der Reiter-SA enthüllt worden waren, entstand unter den Österreichern eine Debatte über ihre Verstrickungen ins Nazi-Regime. Es entstand mit Verspätung jene schmerzhafte Selbstbefragung, die im Westen Deutschlands vor und während der Studentenrevolte in den 1960er Jahren eingesetzt hatte.
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In die Amtszeit von Kurt Waldheim fällt die berühmte Rede, die Bundeskanzler Franz Vranitzky vor dem Nationalrat am 8. Juli 1991 gehalten hat. Vranitzky relativierte nicht nur die bis dahin auch von offizieller Seite hochgehaltene „Opferthese“, wonach Österreich erstes Opfer der Machtentfaltung des Deutschen Reiches unter Adolf Hitler gewesen sei, sondern bekannte auch die Mitschuld der Österreicher am Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen:
„Es gibt eine Mitverantwortung für das Leid, das zwar nicht Österreich als Staat, wohl aber Bürger dieses Landes über andere Menschen und Völker gebracht haben.“
„Wir bekennen uns zu allen Taten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten wie zu den bösen; und so wie wir die guten für uns in Anspruch nehmen, haben wir uns für die bösen zu entschuldigen – bei den Überlebenden und bei den Nachkommen der Toten.“
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1975 Ehrendoktorwürde der Katholieke Universiteit Leuven in Löwen;
1975 Ehrenmitglied des Seniorenkonventes des Katholiek Vlaams Hoogstudentenverbond in Löwen;
1979 Ehrendoktorwürde Dr. jur. h.c. der Humboldt-Universität zu Berlin;[22]
1986 Groß-Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
1992 Ehrenmitglied der K.H.V. Welfia Klosterneuburg im ÖCV;
1994 Piusorden verliehen durch Johannes Paul II.;
2004 Julius Raab Ehrenmedaille in Gold für „Botschafter des Landes und der Wirtschaft“.
Auf Antrag polnischer Kinder erhielt er die internationale Auszeichnung als Kavalier des Ordens des Lächelns.
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Kurt Waldheim starb am 14. Juni 2007 in Wien aufgrund eines Herz-Kreislauf-Versagens.
Er wurde in der Präsidentengruft am Wiener Zentralfriedhof bestattet.
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