Schauspieler
* 29.04.1894 in Budapest
† 05.03.1981 in Wien
Paul Hörbiger wurde am 29. April 1894 in Budapest geboren. Er wuchs als Sohn des Ingenieurs Hanns Hörbiger und seiner Ehefrau Leopoldine auf. Paul hatte zwei Brüder. Attila übte wie Paul den Beruf des Schauspielers aus. Alfred übernahm die väterliche Ventilfabrik.
Im Jahre 1902 zog die Familie Hörbiger nach Wien. Paul maturierte am Benediktinerstiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal. Ab 1914 diente Paul Hörbiger freiwillig in einem Gebirgsartillerie-Regiment. Mehrfach ausgezeichnet, wurde er am 1. November 1918 zum Oberleutnant befördert. Durch den Krieg verlor sein Vater sein gesamtes Vermögen, das er in Kriegsanleihen investiert hatte, und die Familie verarmte.
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Schnell fand Paul Hörbiger auch Zugang zum Film. In den Jahren 1928 und 1929 entstanden 23 Stummfilme, in denen er mitwirkte. 1930 folgte sein erster Tonfilm („2 Herzen im Dreivierteltakt", Musik von Robert Stolz) und 1932 „Der Kongress tanzt", in welchem er als Heurigensänger das Wienerlied „Das gibts nur einmal, das kommt nie wieder" sang. Weitere wichtige Filme waren „Frühjahrsparade" (1934) und „Lumpazivagabundus" (1936). 1935 gründete er mit Karl Künzel in Berlin die „Algefa-Film", in der als Regisseur Emo wirkte; produziert wurde „Endstation" (mit Hans Moser).
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Am 5. Jänner 1951 erstattete Paul Hörbiger bei der Innsbrucker Staatsanwaltschaft die Anzeige gegen Unbekannt wegen Giftmordes an seinem Bruder Alfred. Dies beschäftigte die Justiz im Sinne zahlreicher Prozesse zwischen Paul Hörbiger und seiner Schwägerin Martina. Zeitweise überkreuzten sich über fünfzehn Klagen und Gegenklagen.
Anfang Oktober 1957 war Paul Hörbiger angeklagt worden, während der Dreharbeiten zu einem Film bei dem Weinbaustädtchen Langenlois in seiner Borgward Isabella die minderjährige Christa Wegenstein mißbraucht zu haben. Der erste Streit zwischen Paul Hörbiger und seiner Schwägerin Martina war einige Zeit nach dem Tode Alfred Hörbigers über der Frage ausgebrochen, unter welchen Bedingungen der einzige männliche Nachkomme des Namens Hörbiger, Pauls Sohn Tommy, einmal als Juniorchef in die Ventilfabrik eintreten sollte, welche der Vater der beiden Schauspielerbrüder Paul und Attila, Begründer einer kuriosen, wenn auch zeitweilig populären "Welteislehre", hinterlassen hatte.
Der dritte Hörbiger-Bruder, Alfred, hatte die väterliche Ventilfabrik übernommen und seiner Frau Martina zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 90 Prozent der Fabrikanteile überschrieben. Seit Alfreds Tod im Juli 1945 dirigiert Martina selbst als Generaldirektor den 1500-Mann-Betrieb.
Aus der handfesten erb- und familienrechtlichen Auseinandersetzung über die Juniorchef-Position von Paul Hörbigers Sohn Tommy entwickelte sich schließlich jene Urfehde innerhalb der Familie Hörbiger, in der Paul mit allen Mitteln nachzuweisen versucht, Martina Hörbiger habe ihren Mann im Juli 1945 vergiftet. Den Bemühungen Paul Hörbigers ist es zu danken, daß die Überreste des toten Alfred zweimal ausgegraben wurden und daß man sechs dickbäuchige Sachverständigengutachten abfertigen ließ; sie kamen indes alle zu dem Schluß, daß Alfred eines natürlichen Todes durch Herzschlag gestorben sei.
Paul Hörbiger bezeichnete jedoch diese umfangreichen Untersuchungen als "Gefälligkeitsgutachten" und die mit der Untersuchung betrauten Sachverständigen und Beamten als bestochen. Er landete damit von Amts wegen dort, wohin es seiner Familie bisher nicht gelungen war, ihn zu bringen: auf der Anklagebank.
Auch Martina Hörbiger führte den Kampf gegen ihren Schwager mit harten Bandagen. Auf ihre Veranlassung veröffentlichten die übrigen Mitglieder der Familie Hörbiger, voran die damals 92jährige Mutter Pauls, eine Erklärung, "daß wir der Ansicht sind, daß sich Paul die für ihn so dringend notwendige Erholung endlich gönnt und ärztliche Behandlung in Anspruch nimmt".
Paul reagierte auf diesen familiären Versuch, seine Zurechnungsfähigkeit in Frage zu stellen, damit, daß er sich freiwillig einer psychiatrischen Untersuchung durch den Wiener Nervenarzt Dr. Schiller unterwarf. Dr. Schiller brachte seine Erkenntnisse von der Psyche des Mimen auf den Nenner: "Abseits der Schablone, jedoch nicht krankhaft."
Obwohl man die Leiche von Bruder Alfred zweimal ausgegraben und geöffnet hat und obwohl sechs Sachverständige Herzschlag als natürliche Todesursache feststellten, beharrte Paul Hörbiger auch bei den Verhandlungen vor dem Wiener Schöffengericht auf seiner Ansicht: "Mein Bruder ist ermordet worden."
Paul Hörbiger wurde vom Schöffengericht wegen "vorsätzlicher falscher Anschuldigung" zu sechs Wochen strengen Arrests verurteilt. Da das Gericht ihm eine dreijährige Bewährungsfrist zubilligte, brauchte Hörbiger die verschärfte Haftstrafe nicht anzutreten.
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Hörbiger verkörperte in den rund 300 Filmen, die seine Popularität festigten, sympathische Volkstypen (Fiaker, Heurigensänger, Hausknechte, Dienstmänner und Handwerker), aber auch Künstler, wie Johann Strauss (Vater), Lanner, Schrammel, Raimund, Grillparzer und Schubert. Ernst Haeusserman holte ihn aus Berlin 1965 wieder ans Burgtheater (Antrittsvorstellung in Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind": Paul als Alpenkönig, Attila als Rappelkopf). Im Alter entdeckte ihn auch das Fernsehen. Hörbigers Interpretation des Fiakerlieds fand großen Anklang.
Mit Hans Moser verband Paul Hörbiger eine langjährige Freundschaft. Im letzten Lebensjahr seines Freundes, im Jahre 1964, nahm er gemeinsam mit ihm das Musikalbum Servus Wien auf.
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Ab Mitte der 1960er-Jahre widmete sich Paul Hörbiger wieder mehr dem Theater, da er in seinen Filmrollen zu sehr auf die Rolle des gemütlichen Wieners festgelegt wurde. Ab 1965 war er wieder Ensemblemitglied des Burgtheaters. Daneben spielte er in zahlreichen Fernsehfilmen. Hörbigers letzte Premiere am Burgtheater fand 1979 statt: "Komödie der Eitelkeit" von Elias Canetti (Regie Hans Hollmann). Hörbiger trug darin noch einmal die typische Kappe des Wiener Dienstmanns, wie schon zuvor in Franz Antels Film “Hallo Dienstmann”.
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1942: Staatsschauspieler
1964: Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich
1964: Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien
1969: Kammerschauspieler
1969: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
1972: Girardi-Ring
1974: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse
1977: Ehrenring der Stadt Wien
1980: Nestroy-Ring
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1928: Dyckerpotts Erben
1928: G’schichten aus dem Wienerwald
1928: Heut’ spielt der Strauß
1928: Das letzte Souper
1928: Die Räuberbande
1928: Schmutziges Geld
1928: Sechs Mädchen suchen Nachtquartier
1928: Spione
1928: Die große Abenteuerin
1928: Der fesche Husar
1928: Die Dame mit der Maske
1928: Die tolle Komteß
1928: Die Wochenendbraut
1929: Asphalt
1929: Möblierte Zimmer
1929: Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht?
1929: Der Sträfling aus Stambul
1929: Drei um Edith
1929: Die Frau, die jeder liebt, bist du!
1929: Das grüne Monokel
1929: Ein kleiner Vorschuß auf die Seligkeit
1929: Frauen am Abgrund
1930: Das alte Lied
1930: Drei Tage Mittelarrest
1930: Der Herr auf Bestellung
1930: Nur Du
1930: Ich glaub’ nie mehr an eine Frau
1930: Delikatessen
1930: Wie werde ich reich und glücklich?
1930: Der unsterbliche Lump
1930: Zwei Herzen im Dreiviertel-Takt
1931: Arm wie eine Kirchenmaus
1931: Ihre Hoheit befiehlt
1931: Der Kongreß tanzt
1931: Kyritz – Pyritz
1931: Mein Herz sehnt sich nach Liebe
1931: Der Zinker
1931: Der verjüngte Adolar
1931: Die lustigen Weiber von Wien
1931: Walzerparadies
1931: Kabarett-Programm Nr. 4
1931: Die Försterchristl
1931: Der ungetreue Eckehart
1931: Der Stumme von Portici
1931: Reserve hat Ruh
1931: Grock
1931: Sein Scheidungsgrund
1932: Ein blonder Traum
1932: Friederike
1932: Johann Strauß, k. u. k. Hofkapellmeister
1932: So ein Mädel vergißt man nicht
1932: Ein steinreicher Mann
1932: Ein toller Einfall
1932: Die unsichtbare Front
1932: Quick
1932: Paprika
1932: Zwei glückliche Tage
1932: Scampolo, ein Kind der Straße
1932: Annemarie, die Braut der Kompanie
1932: Peter Voß, der Millionendieb
1932: Es war einmal ein Walzer
1932: Lügen auf Rügen
1932: Das Geheimnis um Johann Orth
1932: Drei von der Kavallerie
1932: Trenck
1932: Kaiserwalzer
1933: Liebelei
1933: Walzerkrieg
1933: Heimkehr ins Glück
1933: Zwei gute Kameraden
1933: Ein Lied für Dich
1933: Skandal in Budapest
1933: Gruß und Kuß – Veronika
1933: Pardon, tévedtem
1933: Keinen Tag ohne Dich
1933: Der große Bluff
1934: … heute abend bei mir
1934: Frühjahrsparade
1934: Rosen aus dem Süden
1934: Der Herr ohne Wohnung
1934: Ich heirate meine Frau
1934: Die Czardasfürstin
1934: Mein Herz ruft nach dir
1934: Spiel mit dem Feuer
1934: Besuch am Abend
1934: Die Abschieds-Symphonie
1934: Herz ist Trumpf
1934: Fräulein Frau
1935: Petersburger Nächte. Walzer an der Newa
1935: Königswalzer
1935: Endstation
1935: Liebeslied
1935: Das Einmaleins der Liebe
1935: Wenn die Musik nicht wär
1935: Frischer Wind aus Kanada
1936: Puppenfee, Die
1936: Seine Tochter ist der Peter
1936: Lumpacivagabundus
1936: Drei Mäderl um Schubert
1936: Schabernack
1936: Fiakerlied
1936: Kinderarzt Dr. Engel
1937: Peter im Schnee
1937: Der Scheidungsgrund
1937: Florentine
1937: Die Landstreicher
1938: Der Blaufuchs
1938: Einmal werd’ ich Dir gefallen
1938: Es leuchten die Sterne
1938: Heimat
1938: Heiraten – aber wen?
1938: Immer wenn ich glücklich bin (Immer wenn ich glücklich bin..!)
1938: Des jungen Dessauers große Liebe
1938: Die kleine Prinzessin (Prinzessin Sissy)
1938: Liebelei und Liebe
1939: Maria Ilona[4]
1939: Mutterliebe
1939: Opernball
1939: Salonwagen E 417
1939: Hochzeitsreise zu dritt
1939: Drunter und drüber
1939: Ich bin Sebastian Ott
1939: Unsterblicher Walzer
1939: Kitty und die Weltkonferenz
1939: Männer müssen so sein
1940: Falstaff in Wien
1940: Herzensfreud – Herzensleid
1940: Der liebe Augustin
1940: Operette
1940: Wunschkonzert
1940: Wiener G’schichten
1941: Oh, diese Männer
1941: Wir bitten zum Tanz
1942: Die große Liebe
1942: Die heimliche Gräfin
1942: So ein Früchtchen
1942: Wen die Götter lieben
1942: Brüderlein fein
1943: Lache Bajazzo
1943: Schwarz auf Weiß
1943: I Pagliacci
1944: Romantische Brautfahrt
1944: Schrammeln
1944: Die Zaubergeige
1947: Der Hofrat Geiger
1948: Leckerbissen
1948: Der Engel mit der Posaune
1948: Kleine Melodie aus Wien
1948: The Mozart Story
1949: Der dritte Mann (The Third Man)
1949: Der Bagnosträfling
1949: Die seltsame Geschichte des Brandner Kaspar
1950: Epilog – Das Geheimnis der Orplid
1950: Glück muß man haben
1950: Schwarzwaldmädel
1950: Eine Nacht im Separee
1950: Der Seelenbräu
1951: Verklungenes Wien
1951: Wenn die Abendglocken läuten
1951: Frühlingsstimmen
1951: Die Frauen des Herrn S.
1951: Der Teufel führt Regie
1951: Der alte Sünder
1951: Der fidele Bauer
1951: Was das Herz befiehlt
1952: Hallo Dienstmann
1952: Das Land des Lächelns
1952: Mein Herz darfst du nicht fragen
1952: 1. April 2000
1952: Mikosch rückt ein
1952: Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren
1952: Man lebt nur einmal
1952: Ich heiße Niki
1952: Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein (Hannerl: Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein)
1953: Von Liebe reden wir später
1953: Die Rose von Stambul
1953: Das tanzende Herz
1953: Die Perle von Tokay
1953: Der Feldherrnhügel
1953: Junges Herz voll Liebe
1953: Die Privatsekretärin
1953: Mit siebzehn beginnt das Leben
1953: Fiakermilli – Liebling von Wien (Die Fiakermilli)
1954: Die schöne Müllerin
1954: Mädchenjahre einer Königin
1954: Die Stadt ist voller Geheimnisse
1954: Schützenliesel
1954: Und der Himmel lacht dazu (Bruder Martin)
1954: Der Raub der Sabinerinnen
1954: Der Zigeunerbaron
1954: Meine Schwester und ich
1954: Una Parigina a Roma
1955: Banditen der Autobahn
1955: Du mein stilles Tal
1955: Der fröhliche Wanderer
1955: Ja, so ist das mit der Liebe (Ehesanatorium)
1955: Die Deutschmeister
1955: Eine Frau genügt nicht
1955: Ein Herz bleibt allein
1955: Die Försterbuben
1955: Hilfe – sie liebt mich
1955: An der schönen blauen Donau
1956: Lügen haben hübsche Beine
1956: Charleys Tante
1956: Die Christel von der Post
1956: … und wer küßt mich?
1956: Lumpazivagabundus
1956: Manöverball
1956: Bademeister Spargel
1956: Was die Schwalbe sang
1956: Das Donkosakenlied
1956: Der schräge Otto
1957: Wien, du Stadt meiner Träume
1957: Heiratskandidaten
1957: Heimweh … dort, wo die Blumen blühn
1957: Der schönste Tag meines Lebens
1957: … und die Liebe lacht dazu
1957: Hoch droben auf dem Berg
1957: Die Winzerin von Langenlois (Und so was will erwachsen sein)
1957: Ober, zahlen!
1958: Hallo Taxi
1958: Sebastian Kneipp – Ein großes Leben (Sebastian Kneipp)
1958: Hoch klingt der Radetzkymarsch
1959: Heimat – Deine Lieder
1960: Kauf Dir einen bunten Luftballon
1961: … und du mein Schatz bleibst hier
1961: Der Orgelbauer von St. Marien
1962: Drei Liebesbriefe aus Tirol
1962: Tanze mit mir in den Morgen
1962: … und ewig knallen die Räuber
1963: Sing, aber spiel nicht mit mir
1963: Die lustigen Vagabunden
1963: Unsere tollen Nichten
1963: Die ganze Welt ist himmelblau (Rote Lippen soll man küssen)
1963: Ferien vom Ich
1963: Im singenden Rössel am Königssee
1964: Das hab ich von Papa gelernt
1964: Die große Kür
1964: Happy-End am Wörthersee
1965: Leinen aus Irland
1965: Der Alpenkönig und der Menschenfeind
1965: Ruf der Wälder
1969–1970: Der alte Richter (Fernsehserie)
1971: Tatort: Mordverdacht
1972: Sie nannten ihn Krambambuli
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Paul Hörbiger wurde in den Februartagen 1981 ins Krankenhaus Lainz eingeliefert. Er starb am 5. März dieses Jahres.
Der Abschied von Paul Hörbiger wurde zum Volksbegräbnis. 20 000 Wiener kamen, als der letzte Schauspieler vom Range eines Alexander Girardi oder Hans Moser in ein Ehrengrab des Wiener Zentralfriedhofs gebettet wurde.
Die Familie nahm geschlossen daran teil: Pippa, die große Liebe seines Lebens, seine drei Kinder, natürlich Attila, Paula und deren Töchter, die halbe Regierung und das ganze Burgtheater.
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