Dr.
Diplomat, Bundespräsident
* 04.11.1932 in Wien
† 06.07.2004 in Wien
Thomas Klestil wurde am 4. November 1932 in Wien geboren. Er war jüngstes von fünf Kindern eines Straßenbahnbediensteten und einer Gärtnerin. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Joe Zawinul besuchte er eine Klasse des GRG 3 Hagenmüllergasse. Klestil maturierte in einem Bundesrealgymnasium in Wien Simmering. Anschließend studierte er Handelswissenschaften und schloss das Studium 1957 mit dem Doktorat ab. Im selben Jahr heiratete er seine erste Frau Edith-Maria Wielander (1932–2011). Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.
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Klestils berufliche Karriere begann im Büro für Wirtschaftskoordination des Bundeskanzleramts. Von 1959 bis 1962 gehörte er der österreichischen Delegation bei der OECD in Paris an. 1962 folgte die Versetzung nach Washington, wo er bis 1966 die Wirtschaftsverbindungsstelle an der österreichischen Botschaft leitete.
1966 wurde Klestil vom damaligen Bundeskanzler Josef Klaus nach Wien berufen. Er arbeitete bis 1969 im Kabinett des Bundeskanzlers. Der junge Diplomat agierte als persönlicher Sekretär von Josef Klaus.
1969 ging Klestil mit seiner Familie als Generalkonsul nach Los Angeles, wo ihn alsbald eine Freundschaft mit dem damaligen Gouverneur von Kalifornien, Ronald Reagan, verband.
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Thomas Klestil kehrte 1974 mit seiner Familie in der Absicht nach Wien zurück, seinen drei Kindern in Österreich ihre Schulausbildung zukommen zu lassen. Er übernahm bald den Posten eines Leiters der Abteilung Internationale Organisationen im Außenministerium. Klestil wurde mit der Leitung der Abteilung für Internationale Konferenzen und Organisationen in Österreich betraut. In dieser Funktion war Klestil maßgeblich an der Ansiedlung internationaler Organisationen in Wien beteiligt.
Nächste Station der Karriere war New York, wo er 1978 als Botschafter die Leitung der Ständigen Vertretung bei den Vereinten Nationen übernahm. Von dort wechselte er 1982 als Botschafter nach Washington. Dort vertrat er er im Zuge der Auseinandersetzungen um die Präsidentschaftskandidatur von Kurt Waldheim die Position Österreichs.
1987 kehrte er nach Österreich zurück und war bis 1992 in Wien als Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten tätig.
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Ende 1991 wurde Klestil vom damaligen ÖVP-Obmann Erhard Busek als Kandidat für die Hofburg nominiert. Thomas Klestil betonte im Wahlkampf 1992, ein aktiver Bundespräsident werden zu wollen. "Macht braucht Kontrolle" lautete sein Werbeslogan im Wahlkampf. Er gewann den zweiten Wahlgang gegen Rudolf Streicher relativ knapp mit einem Stimmenanteil von 50,5 %.
Am 8. Juli 1992 wurde er als Nachfolger Kurt Waldheims vereidigt.
Der gelernte Diplomat sollte auf dem politischen Parkett aber bald ins Schleudern geraten. 1994 unterlag er dem damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) im Streit um die Kompetenzen in der EU.
Im Jänner 1994 trennte er sich von seiner Frau. Er gab dies im Rahmen eines Interviews mit dem österreichischen Boulevardmagazin News bekannt. Dies sorgte nicht nur im Bürgertum für Verstörung. Die Affäre war vielen Innenpolitik-Journalisten lange bekannt gewesen und sorgte für Schlagzeilen. Am 23. Dezember 1998 heiratete Thomas Klestil seine ehemalige Kampagne-Mitarbeiterin Margot Löffler.
Als er 1998 für eine zweite Amtsperiode als Bundespräsident kandidierte, stellte die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) keinen Gegenkandidaten auf, sodass er bereits im ersten Wahlgang mit einem Anteil von 63,5 Prozent der gültigen Stimmen gewählt wurde, eine Entscheidung, die Klestil den Sozialdemokraten niemals vergessen hat.
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Thomas Klestils Amtszeit wurde von Krankheiten überschattet. Diese begannen im September 1996, als er an einer atypischen Lungenentzündung erkrankte. Er musste im AKH in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden - dabei wurden weder Regierung noch Öffentlichkeit informiert. Es folgte eine Lungenembolie im selben Jahr.
Klestils Krankheit hatte auch massiven Einfluss auf seinen Umgang mit dem Bürger. Er war zunächst nach seinem ersten Amtsantritt im Juli 1992 ein sehr populärer Präsident, der Tage der offenen Tür hielt und Volksnähe suchte. Ab 1996 wurden diese Termine immer spärlicher.
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In die Amtszeit von Thomas Klestil fielen die Terroranschläge am 11. September 2001. Zwei Flugzeuge wurden von Selbstmordattentätern entführt und in die Türme des World Trade Centers in New York City gelenkt. Bei den Anschlägen kamen etwa 3.000 Menschen ums Leben. Diese Terroranschläge sind heute als 9/11 bekannt.
Thomas Klestil äußerte sich in einem Interview nur wenige Tage nach den Terroranschlägen dahingehend, dass der Ruf nach Vergeltung seitens der Vereinigten Staaten verständlich sei. Er hoffe aber, ”dass Amerika in Abstimmung mit seinen westlichen Partnern besonnen vorgeht. Der Kampf gegen den Terrorismus verlangt eine langfristige Strategie, kurzfristige militärische Erfolge sind dabei nicht zu erzielen. Wir müssen uns auch überlegen, warum es zu solchen hasserfüllten Handlungen kommen konnte.”
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Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[4] (1980)
Großes Silbernes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich[5] (1990)
Groß-Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich (1992)
Großstern des fürstlich liechtensteinischen Verdienstordens (1993)
Großkreuz mit Großer Ordenskette des Verdienstordens der Italienischen Republik (1993)
Großkreuz des Ordens vom Niederländischen Löwen (1994)
Großkreuz des Order of St. Michael and St. George
Collane des Ordens de Isabel la Católica (1995)
Großkreuz des Sankt-Olav-Ordens (1996)
Ritter des Königlichen Seraphinenordens (1997)
Großkreuz der Französischen Ehrenlegion (1998)
Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen I. Klasse (1998)
Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern (2002)
Komturkreuz mit dem Stern des Landes Burgenland (2002)
Collane des Verdienstordens der Republik Ungarn (2004)
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Am 5. Juli 2004 erlitt Klestil zwei Herzinfarkte. Er wurde mit einem Notarzthubschrauber in das Wiener AKH überführt. Er starb einen Tag später. Weil er im Amt zu Tode kam, wurde eine Staatstrauer angeordnet. Am 10. Juli 2004 fand Thomas Klestil seine letzte Ruhe in der Präsidentengruft am Wiener Zentralfriedhof.
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Im Jahr 2006 wurde in Wien-Landstraße im Stadtviertel Erdberg, in dem Klestil aufgewachsen war, der Thomas-Klestil-Platz nach dem früheren Bundespräsidenten benannt.
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Im Jahr 2009 wurde in der burgenländischen Gemeinde Sieggraben auf dem Dr. Thomas Klestil-Platz, der bereits zu Lebzeiten des Bundespräsidenten eröffnet worden war, ein Denkmal für ihn in Form einer Bronzebüste enthüllt.
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Wikipedia
Profil.at: Das war Thomas Klestil: Was ihm gelang und was er falsch machte.
Wien Geschichte Wiki
diepresse.com: Bundespräsident: Vor zehn Jahren starb Thomas Klestil
ots.at: Thomas Klestil: "Besonnenheit im Vordergrund - Erscheinungstag 21.9.2001
derstandard.at: Thomas Klestil - Amtszeit von Krankheiten überschattet
Wikipedia: Terroranschläge am 11. September 200
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